Kuba und die versalzene Suppe (Zeitschrift „International“, V/2023)

Kritik an der Kubanischen Revolution gibt es von unterschiedlichsten Seiten – doch was läuft noch gut auf der Roten Insel?

Von Michael Wögerer, Präsident der Österreichisch-Kubanischen Gesellschaft (ÖKG) – Artikel in der Zeitschrift „International“ (V/2023)

Einleitung:

Ein transformatorisches Ereignis wie die Kubanische Revolution ruft unweigerlich auch Gegner auf den Plan. Seit es die Kubaner:innen gewagt haben, sich der imperialistischen Weltmacht USA in die Quere zu stellen, sind sie ein spürbarer Stachel im Fleisch des hegemonialen Denkens, der einigen Köpfen mal mehr oder weniger Schmerzen zufügt.

Die Kritiker und (wenigen) Kritikerinnen des sozialistischen Kubas können dabei grob in zwei Typen unterschieden werden:

Die einen suchen überall ein Haar in der Suppe und die anderen fanden und finden grundsätzlich überhaupt keine Spur von Suppe – oder um metaphorisch zu bleiben: Sie war ihnen immer schon versalzen.

Zweitere Gruppe ist schnell abgehandelt: Die ökonomischen Eliten, ihre bürgerliche Presse und damit verblendete Menschen sehen es nicht gerne, wenn an der bestehenden Ordnung gerüttelt wird. Alternativen zum kapitalistischen System – sind sie noch so klein und regional begrenzt – müssen mit Verve bekämpft und am besten bereits im Keim erstickt werden. Da die Kubanische Revolution nicht nur Auswirkungen auf die Kubaner:innen selbst, sondern Ausstrahlungskraft weit darüber hinaus hatte, wurde sie zur Zielscheibe ökonomischer Sanktionen und eines medialen Störfeuers. Diese beiden Mechanismen wirken seit über 60 Jahren mit bekannten Ergebnissen. Für die Urheber und Unterstützer dieser hybriden Kriegsführung ist Kritik an Kuba nicht dazu da, um möglicherweise Probleme aufzuzeigen und das System zu verbessern. Sie zielen auf den Sturz des Alternativmodells und die Rückeroberung der Macht der im Jahr 1959 aus Havanna hinausgejagten Eliten. Ihnen ist dabei jedes Mittel recht – ob ihre vorgetragenen Anschuldigungen gegen das kubanische „Regime“ der Wahrheit entsprechen, ist völlig nebensächlich.

Diffiziler ist der Umgang mit jener Gruppe von Kritiker:innen, die sich anfangs durchaus wohlwollend mit dem Weg der Kubanischen Revolution befasst hatten, nun aber meist aus Gründen von (teilweise persönlich erfahrenen) Enttäuschungen der roten Insel den Untergang prophezeien. Sie erkannten früher den emanzipatorischen Charakter des Projekts, sehen nun aber jeden kleinen Rostfleck, der sich im Lauf der Jahre an Kubas Karosserie gezeigt hat, als Indiz für einen Motorschaden. Ihnen bewusste Propaganda zu unterstellen, greift zu kurz. Die Bezeichnung als Fünfte Kolonne im Regime-Change zu fungieren, müssen sie sich aber gefallen lassen.

Gesamter Artikel als pdf

Sie möchten International – die Zeitschrift für internationale Politik probieren?
Jetzt Probeheft bestellen!

VIDEO: Herausgeber und Chefredakteur Fritz Edlinger zur aktuellen Nummer V/2023:

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.